In meiner Studentenzeit habe ich mir die eine oder andere Nacht mit Backgammon um die Ohren geschlagen. Für mich legendär waren dabei die Duelle mit einem Freund, der sich besonders ins Zeug legte: Wenn er bestimmte Zahl brauchte, hat er sich beim Würfeln voller Konzentration die Stirne gerunzelt, und wenn er eine hohe Zahl brauchte, die Würfel mit sehr viel Krafteinsatz über den ganzen Tisch gejagt. So, als ob angestrengtes Würfeln ein besseres Ergebnis brächte.
Einen ähnlichen Hokuspokus gibt es übrigens in vielen Bereichen unseres Lebens. Wir denken, mehr Anstrengung müsse automatisch auch zu besseren Ergebnissen führen. Im Zustand der Anspannung gilt die Strategie: Wenn es nicht klappt, braucht es einfach „more of the same“. Firmen erhöhen zum Beispiel die Anzahl der Kundenbesuche, schicken mehr E-Mails oder verdonnern ihr Management zu mehr Überstunden, wenn die Umsätze unter den Erwartungen bleiben. Einer Mannschaft, die ihr Spiel verliert, unterstellen wir rasch einen Mangel an Kampfgeist. Und ein beleibter Mensch wird ganz gerne in die Kategorie „willensschwach“ abgestempelt.
Meine Lehrjahre im Backgammon haben gezeigt: Wir werden oft von Mythen getrieben, legen den Fokus auf die falschen Dinge und und denken linear, einer Mathematik, in der mehr tatsächlich auch mehr ergibt. Warum aber die alten Daoisten mit „Weniger ist mehr“ gar nicht unrecht hatten, ist neurowissenschaftlich im Buch „Das Prinzip der Mühelosigkeit“ beschrieben. Für mich ist das Prinzip der Mühelosigkeit die größte Entdeckung meines Lebens. Mit dieser anderen Art des Mindsets kann tatsächlich jeder Herausforderungen in Alltag und Beruf mühelos meistern.
Die meisten Backgammon-Partien habe übrigens tatsächlich ich gewonnen. Einfach weil ich weniger Bier getrunken habe und mich nicht auf die Würfel versteifte, sondern das Spielbrett im Überblick behielt.
Mehr Infos: DAS PRINZIP DER MÜHELOSIGKEIT